Landesgalerie Linz, 2008, Elemente aus Sperrholz, lackiert | Fotos: Margit Greinöcker (1,2), Philippe Gerlach (alle anderen).
Die Arbeit ENTPUPPT besteht aus vielen, unterschiedlich großen, weiß lackierten Holzplatten, die als Bau-Module zum Errichten eines Puppenhauses dienen. Die daraus entstehenden Konstruktionen unterscheiden sich insofern stark von den handelsüblichen Puppenhäusern aus dem Spielwarengeschäft, als sich diese für gewöhnlich durch eine sehr traditionelle Bauweise auszeichnen. Aus den Teilen von ENTPUPPT dagegen bringt man vielleicht nicht einmal eine wind- und wetterresistente Behausung zustande (die für das Puppenspiel ja auch nicht unbedingt notwendig ist). Was man jedoch damit hervorragend anstellen kann, ist ungewöhnliche Phantasiehäuser zu erbauen, die rein gar nichts mit dem sattelbedachten Eigenheim-Klischee zu tun haben. Aus dem speziellen Blickwinkel des/der Kunstbetrachtenden mag man einen Beitrag zur abstrakten Skulptur an der Schnittstelle zur konstruktivistischen Architektur darin vermuten, oder aber ein alternatives Design-Puppenhaus. Nichts davon war jedoch die primäre Absicht Greinöckers bei dieser Arbeit. Ihr Ausgangspunkt lag vielmehr in der Beschäftigung mit dem Traum vom Eigenheim, mit der Kluft zwischen dem gängigen „Fertighaus-Traum“ und anspruchsvollen Architekten-Entwürfen ebenso wie der zwischen den luxuriösen, hypertrophen und von stilistischem Eklektizismus geprägten Villen der „Stars“, die uns in unscharfen Aufnahmen in Illustrierten begegnen, und den bescheidenen leistbaren Einfamilienhäusern, die neu angelegte Wohnsiedlungen zieren. Diesen und anderen „Traumhaus“-Bildern stellt Margit Greinöcker das Experimentierfeld des Puppenhauses gegenüber, das vor allem die Möglichkeit bietet, ohne Sachzwänge und funktionelle Einschränkungen zu bauen. Die Arbeit ENTPUPPT sich also als etwas Neues und Anderes, als vielschichtig, originell und partizipativ-anregend. [Text: Gabriele Spindler, Leiterin der Landesgalerie Linz]
The work ENTPUPPT consists of many differently sized wooden pannels in white, which are used as building modules for a dollhouse. The resulting constructions are so different from the usual doll houses from the toy store that are usually characterized by a very traditional design. With the ENTPUPPT modules on the other hand you may not even be able to achieve a wind and weatherresistant dwelling (which is not absolutely necessary for puppetry). However, what you can do so excellently is to build unusual fantasy houses that have absolutely nothing to do with the saddle-roofed private-home-cliché. From the point of view of the observer, it would be possible to assume a contribution to abstract sculpture at the interface to constructivist architecture or an alternative design dollhouse. Yet none of this was Greinöcker’s primary intention in this work. Rather her starting point was dealing with the dream of a home, with the gap between the popular “prefabricated house dream” and sophisticated architectural designs, as well as between the luxurious, hypertrophic and stylistically eclectic villas of the “stars”, presented to us in blurry photographs in magazines, and the modest affordable single-family homes that adorn newly built housing estates. Margit Greinöcker juxtaposes these and other “dream house” images with the experimental field of the dollhouse, which above all offers the opportunity to build without constraints and functional limitations. So the work ENTPUPPT turns out to be as something new and different, as complex, original and participatory-stimulating. [Text: Gabriele Spindler, Leiterin der Landesgalerie Linz [translated by artist]